Viele hätten gerne, dass endlich Schluss wäre mit dem unbequemen Teil des Kapitels DDR in der deutschen Geschichte. Für die Annalen reichen vier Zeilen: zwei für SED-Diktatur und Stasi, zwei weitere für den Vergleich mit NSDAP-Diktatur und Gestapo. Dunkle Zeiten Ade, jetzt ist Demokratie! Muss man wollen, ist alternativlos. Der Souverän, in Parteien mit strammen Hierarchien gepfercht, wählt und schwatzt sich wichtig, merkt nicht mehr, dass er gar nicht der Souverän ist, es nie war. Alles Blasen, alles Täuschung, Bluff. Die Wirklichkeit: Ein zum Todkampf bereites, zutiefst gespaltenes Volk, das gar keins mehr ist, keins mehr sein darf; nur sich gegenüberstehende feindliche Gruppen verschiedenster Kulturen, Religionen, sozialer Herkünfte. Sie alle sind Strandgut des Kapitalismus, der sie lehrte, nur wenn sie den anderen aus dem Weg boxen, kann es ihnen selbst ein wenig besser gehen. Kaum einer begreift auf dem Weg zu Macht und Besitz, dass diese mittlerweile weltumfassende ökonomisch-soziale Gesellschaft auch ihn eiskalt tötet. Wer es nicht so deutlich hören möchte, belügt sich, weil noch der süße Wein in Strömen fließt… Das Buch “Kienappelkuren” versucht, die DDR weiterzuführen, das Land aus der Diktatur von abgehobenen Parteidemagogen zu befreien und eine wahrhaft menschliche Gesellschaft zu versuchen. Im Buch ist dafür Grundvoraussetzung die rigorose Beseitigung jedweden Eigentums an Grund und Boden. Es ist völlig absurd, dass einzelne Menschen sich Erdstücke aus unserer gemeinsamen Weltkugel herausschneiden und zu Ihrem Eigentum erklären dürfen. Erdkrumen sind geliehen für das bisschen Leben, das wir haben. Hier liegt seit Menschengedenken der Beginn jeden Kriegs und das Befeuern des Bösen in uns. Im Kapitalismus gibt es nichts weiter als privates Eigentum. Allein dies schließt eine kapitalistisch orientierte Gesellschaftsordnung aus. Der soeben erschienene Roman will nicht die DDR preisen oder verteidigen, sondern die Grundidee ihres einstigen Anliegens befragen und entkleiden von ideologischem Schorf. Warum eigentlich sich nicht über eine amüsant-besinnliche fiktive Zeitreise dem Nachdenken öffnen, wie eine andere Zukunft als die momentane aussehen könnte. Ohne Sozial(ismus) wird überhaupt keine zu haben sein. Rainer Stankiewitz