Wir hören, Putin habe mit dem Start einer weitreichenden Rakete gegen die Ukraine soeben eine neue Eskalationsstufe eingeläutet. Wir hören nicht, dass England und die USA zuvor ihrerseits diese Wahl der Waffen gewählt haben. Ein möglicher Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen wird bagatellisiert. Aggressor ist immer Putin. Der hat angefangen.
Ich erinnere mich gut, wie vor Silvester 2021 die Amerikaner Putin laut ausgelacht haben, als er die Neutralität der Ukraine forderte und sich US-„Verteidigungs“raketen vor seiner Haustür verbat. Sie haben ihn solange verhöhnt, bis er seiner Sicherheit und der seiner russischen Landsleute in der Ukraine wegen glaubte, einen Krieg beginnen zu müssen. Natürlich widersprach dieser dem Völkerrecht. Aber was will das besagen? Leider. In dieser Zeit. Wo weltweit westwärts zum großen Teil Narren regieren. Ihre Habgier nach Allmacht und Reichtum zerstören seit Jahrhunderten unseren Globus. Jetzt könnten sie bald am Ziel sein.
Es tut mir leid um meine Familie und diejenigen meiner Landsleute, die manipuliert und verblendet der Verwahrlosung ihres Geistes durch öffentliche Medien anheim fallen; sie erfahren nicht, was tatsächlich mit der Welt und ihnen selbst geschieht. Sie verdampfen dann flugs im heißen atomaren Nebel und hätten doch ihre Stimme dagegen erheben können.
Neulich saß ich mit einem meiner Autoren zusammen. Auch der Tatort Ukraine war ein Thema. Der größte Verbrecher aller Zeiten sei Putin, sagte der Autor. Ich wollte den Grund wissen. Er berichtete von den täglichen herzzerreißenden grausamen Szenen im Fernsehen; Frauen werden vergewaltigt, Kinder verstümmelt, Säuglinge aufgeschlitzt.
Ich sagte, ja, leider sei dies in Kriegen üblich. Auf beiden Seiten geschehe Unfassbares.
Nein, beharrte er, die Ukraine verteidige sich bloß.
Ich war nahe daran, mit folgender „Episode“ zu widersprechen: Ich habe gesehen, wie man einen gefangenen Russen in einer ukrainischen Stadt nackt auszog und in einer belebten Straße an einen Laternenpfahl band, in Winterskälte übrigens. Dann durfte jeder Passant nach Laune und ohne Grenzen den Mann misshandeln, wobei Anspucken noch die geringste Demütigung war. Aber ich ließ es, sprach nicht davon. Was soll es, beides gegen einander zu stellen. So entsteht möglicherweise auch zwischen uns ein Konflikt, der in Hassgefühle mündet. Ich versuchte es mit der Frage nach den Hintergründen, die Putin so handeln lässt, wie er es gerade tut. Leider hatte mein Autor außer der Feststellung, die Ukraine sei ein souveräner Staat, da könne ein anderer nicht einfach einmarschieren, nicht mit mehr Vorwissen aufwarten, weil es ihn auch nicht sonderlich interessiere, die Fakten sprächen ja eine eindeutige Sprache. – Diese Fakten tun es eben nicht!
Wer wie ich die Vorgeschichte dieses Konflikts kennt, hat mehr Angst vor seiner kriegerischen Lösung als mancher propagandabesoffener Deutsche, der täglich in seine Rübe gedroschen kriegt, Putin sei neben einem Schurken ein harmloser Schwätzer, eigentlich ein Papiertiger, der solange geschwächt werden müsse, bis er über seine eigenen Füße stürze. So ist das mitnichten.
Den Krieg zu beenden ist dergestalt leicht, dass die Ukraine ihre Neutralität verkündet, was hieße, den USA und dem unterwürfigen Rest der Nato jedwede militärische Aktivität auf ihrem Territorium unmöglich zu machen. Was andere Aktivitäten anbelangt, ist ja schon heute die letzte Krume schwarzer ukrainischer Erde verhökert. Wer wohl die neuen Eigner sind und wer die neuen Knechte?
Aber so einfach beendet sich so ein schöner profitabler Krieg dann doch nicht. Es mag sich die ukrainische Regierung sagen: Wenn wir schon gegen eine russische Sicherheitsgarantie keine NATO mehr im Land haben dürfen, genießen wir doch wenigstens zukünftig die Segnungen der EU, ein Quell, wo Milch und Honig fließen. Doch Halt! – Kaum einer der in Dummheit gehaltenen Deutschen weiß, dass jedes europäische Land, das in die EU will, in der Nato sein muss. – Nun mag aber sein, dass dort, wo es nicht passt, die Regeln verändert werden. Die Regeln hat die Ukraine nie bestimmt. Also wenn schon Atomkrieg sein muss, dann so geführt, dass er den USA keine Unannehmlichkeiten bereitet, sagt der Hegemon, der es bleiben will auf jedes einzelnen Erdenbürgers Kosten.
Diesen Beitrag stelle ich am 24.11.2024 auf meine Verlagsseite, weil ein Buchverlag in Deutschland humanistische Positionen beziehen und mit der Waffe des Wortes verteidigen sollte.